Mittwoch, 5. August 2015

Ein Schritt vor, zwei (Wochen) zurück.

Eigentlich gibt es nicht wirklich einen Grund zu schreiben, außer dass da draußen ganz liebe Menschen sitzen und mit uns hoffen und Daumen drücken. Ja, die zwei Wochen sind um, schon seit zwei Tagen. Wir sind aber nicht schlauer. Nachdem wir am Montag fast durchgedreht sind während des Wartens auf den Anruf und sich bis zum Nachmittag niemand gezuckt hatte, haben wir dann in der Praxis angerufen. Da lag noch keine Info vor, allerdings rief der Arzt dann abends zurück, um uns zu sagen, dass mit den Chromosomen erstmal alles in Ordnung ist. Nachdem ich schon hörbar aufgeatmet hatte, nahm er mir aber direkt wieder den den Wind aus den Segeln: "Das hat aber noch keine Aussagekraft über die tuberöse Sklerose!" Die Untersuchung ist wohl etwas aufwändiger als gedacht, allerdings wären wir ja sowieso am 18. August zur Kontrolle da und bis dahin wären dann auch die Ergebnisse aus dem Labor da. Ich war so baff, dass ich gar nichts weiter dazu sagen konnte, außer mich brav zu bedanken für den Rückruf nach Feierabend. Nach dem Auflegen musste ich erstmal heulen, um danach zu schimpfen. Die Chromosomenzahl hat mich doch gar nicht interessiert. Ich wusste vorher, dass keine Trisomie vorliegt. Und dass die Untersuchung länger dauert, hätte man ja vorher auch mal erwähnen können. Eigentlich wollten wir dann nochmal anrufen und nachhaken, haben uns dann aber dagegen entschieden. Wir wissen jetzt, dass wir es am 18. definitiv erfahren, damit fällt zumindest das Zittern bei jedem Telefonklingeln weg. Und wir haben noch zwei Wochen, die wir, wenn auch nicht unbeschwert, aber trotzdem mit einem Fünkchen Hoffnung verbringen können. Wäre der kleine Mann schon da, würden wir ja auch versuchen, ihm die vielleicht letzten Lebenstage noch ein bisschen schön zu machen. Dass das nicht 24 Stunden jeden Tag klappen wird und uns die Angst immer mal wieder einholen wird, ist klar. Trotzdem sind wir jetzt in dem Moment Eltern mit einem lebenden Kind und freuen uns über jedes Boxen und Treten. Scheiße wirds so oder so im Ernstfall und den ersten Schock haben wir schon mal überstanden. Trotzdem gab es heute nochmal einen heftigen Stich, als mir bewusst wurde, dass ich in einer Woche schon ins letzte Drittel der Schwangerschaft komme und es jetzt nichtmal mehr 100 Tage sind bis zum Geburtstermin. Dass wir an diesem Tag wieder alleine sein könnten, tut verdammt weh.

Eines noch zum Schluss: Ich hab hier immer mal das Gefühl mich für Geschriebenes rechtfertigen zu müssen. Das hier ist quasi so etwas wie mein Tagebuch. Lest es, oder lasst es zugeklappt. Beides ist ok. Aber ich werde hier weiterhin ehrlich meine Gedanken äußern, ambivalent wie sie auch manchmal sein mögen, vielleicht fühlt sich dadurch jemand angegriffen, mag sein, aber wer das hier mit ein bisschen Empathie liest, dem dürfte sich das eigentlich selbst erklären. Und nein, wir brauchen auch keine Entscheidungshilfe was unseren Entschluss für den Ernstfall angeht.
(Und ja, ich weiß, wenn ich hier mein Privatleben ausbreite, muss ich auch mit seltsamen Kommentaren rechnen, aber so ein kleines bisschen Feingefühl erwarte ich von Lesern eines so persönlichen Blogs einfach. Besonders von denen, die in dieser speziellen Lage noch nie waren.)

6 Kommentare:

  1. Schreib weiter so wie du schreibst! Und alles, alles Gute!!!

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  2. ich denk an euch. und du musst dich für nichts rechtfertigen, das ist dein privates ding.

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  3. Auch hier sind alle Daumen gedrückt, ich wünsche Euch Dreien so sehr von Herzen, dass es gut ausgehen möge!!!
    Ich bewundere gerade, dass Du so ehrlich schreibst und auch Dinge schreibst, die vielleicht nicht "konform" sind. Danke für Deine Offenheit. Alles Gute und viel Kraft!!!

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  4. Ich kenne dich/euch nicht, aber ich denke an Euch!

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  5. Ich drücke euch von ganzem Herzen die Daumen. Ich bin sehr beeindruckt, wie reflektiert ihr mit der Situation umgeht.

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