Mittwoch, 17. Februar 2016

Was sonst noch so los war. Was mir durch den Kopf geht. Und durch den Bauch.

Ich weiß nicht so richtig, wo ich anfangen soll. Sonst sortier ich vor dem Schreiben immer schonmal vor in meinem Kopf, das hab ich heute nicht gemacht, weshalb ich den roten Faden erst noch finden muss. 

Vielleicht fang ich einfach bei meinem Geburtstag an, der Tag, an dem, nach einem positiven Test und leichten Schmierblutungen am Vortag, dann endgültig meine Regel einsetzte. Ich will nicht lange um den heißen Brei reden. Wer sich ein bisschen auskennt mit der ganzen Zyklusgeschichte, weiß, dass der erste Tag der letzten Regel nicht nur dazu genutzt wird, den Zyklustag auszurechnen, sondern auch für eine ganz andere Rechnung, nämlich die der Schwangerschaftwochen. Wir haben also meinen Geburtstagszyklus genutzt, um die letzten beiden Eskimos auftauen und einsetzen zu lassen. Wie immer konnte ich es auch diesmal nicht abwarten mit dem Testen und wider Erwarten schlugen die Tests schon sehr zeitig an. Das Kinderwunschzentrum bestätigte das mit einem Bluttest und eine Woche später mit dem ersten Ultraschallbild. Das war letzte Woche Donnerstag. 

Gestern dann der Schock: Schmierblutungen. Ich hab wirklich versucht einigermaßen ruhig zu bleiben, mir einzureden, dass das überhaupt nichts bedeuten muss, auch wenn alle meine frühen Abgänge genau so angefangen haben. Dann hab ich doch panisch meinen Mann angerufen, der so schnell er konnte nach hause kam. In der Zeit wurde mir klar, dass ich sofort zur Frauenärztin möchte, auch wenn der reguläre Termin erst heute gewesen wäre und auch wenn das knapp werden würde, denn die Sprechstunde ging nur noch zehn Minuten, als wir von zu hause losfuhren. Als wir ankamen, war schon alles dunkel und abgeschlossen. Ich sah mich schon wieder in diesem schrecklichen Krankenhaus hocken, wie bei Johann damals. Zum Glück musste eine Schwester aber in dem Moment nochmal an die Tür und nachdem ich ihr kurz meine Lage erklärt hatte, ließ uns rein und fünf Minuten später wurde ich schon untersucht. Zur Blutung kam es wohl durch ein kleines Gefäß, dass etwas gereizt war. Der Muttermund war fest verschlossen und alles so, wie es sein sollte. Auch auf dem Ultraschall war nichts anderes erkennbar, was die Blutung hätte verursachen können. Dafür aber ein 4 mm kleiner Embryo mit einem schlagenden Herz. Erleichterung!

Ich bin ab heute in der 7. Woche. Noch ist überhaupt nichts sicher. Aber wir haben schon drei Hürden geschafft: den positiven Test, den ersten Ultraschall und das schlagende Herzchen. Viele Hürden stehen uns noch bevor, weshalb sich unsere Vorfreude sehr in Grenzen hält. Was mir gerade etwas Sicherheit gibt, ist, dass mir quasi permanent schlecht ist, schlimmer noch als bei Johann, auch wenn ich natürlich weiß, dass Übelkeit keine Garantie für eine intakte Schwangerschaft ist. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann richtig auf die Schwangerschaft einlassen. Uneingeschränkte Vorfreunde werde ich aber wohl zu keinem Zeitpunkt verspüren. Für mich wird Schwangerschaft immer mit Panik, Angst, Unsicherheit, Schmerz und Verlust verbunden sein. Ich empfinde das als sehr schade und beneide jede Frau, die an das Thema ganz unbefangen herangehen kann. Ich hoffe einfach nur, dass die Wochen und Monate schnell vergehen und Johann im Oktober ein ganz besonderer großer Bruder wird von einem gesunden Geschwisterchen.

Samstag, 6. Februar 2016

Long time no see...

Mein letzter Eintrag ist schon eine Weile her. Irgendwie gab es nicht wirklich etwas Neues zu berichten. Vielleicht lag es auch ein bisschen an meiner Therapeutin, dass mir einfach der Impuls zum Schreiben fehlte, weil ich meine Gedanken bei ihr loswerden konnte, es immer noch kann. Trotzdem war ich nicht ganz untätig und habe in der Zeit einen Fragebogen für verwaiste Eltern erstellt, den auch schon einige ausgefüllt haben. Mein Ziel ist es, all die individuellen Geschichten so auszuwerten, dass am Ende eine Art Ratgeber für das Umfeld entsteht. Ich weiß, dass es schon einige Bücher zu dem Thema gibt, in denen auch hilfreiche Tipps zu finden sind. Aber mal ehrlich: Wer kauft sich schon so ein Buch, außer die betroffenen Eltern selbst? 
Sicher wird die Auswertung noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, immerhin habe ich schon über 50 beantwortete Fragebögen, denen ich auch allen gerecht werden möchte. 
So weit zu meinen Plänen.

Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Johann fehlt nach wie vor. Wenn ich die Babys von Anderen sehe, gibt es mir einen Stich ins Herz. Wenn Andere von schlaflosen Nächten berichten, denke ich mir zynisch: "Also damit haben wir keine Probleme. Johann hat von Anfang an durchgeschlafen!" Ich frage mich nun häufiger, wie das Leben mit ihm wohl aussähe? Wie wäre er wohl? Wäre er eher ein ruhiges Kind, oder wäre er lebhaft? Noch immer fühle ich mich einsam damit. Ich gehöre nirgendwo dazu. Weder zu den Müttern mit Kindern, noch zu den Kinderlosen. Ich bin irgendwo dazwischen und fühle mich weder von einer Seite verstanden noch irgendwo dazugehörig. Inzwischen fragt auch kaum einer noch, wie es mir geht. Meine Therapeutin und ich haben festgestellt, dass ich viel gefestigter wirke, als ich mich eigentlich fühle. Ich möchte niemanden belasten, mache es somit meinem Umfeld leichter mit mir umzugehen. Vieles schlucke ich einfach herunter, obwohl ich einfach sagen könnte, dass mich dies und jenes gerade verletzt. Das ist wohl etwas, was ich lernen muss, darin war ich noch nie besonders gut. 

Oft fehlt mir die Lust und die Kraft mich mit Banalitäten auseinanderzusetzen. Manchmal sitze ich in größeren Runden und denk mir mit einem großen inneren Augenrollen: "Meine Güte, also DIE Probleme hätt ich auch gerne mal!" Andererseits bin ich manchmal auch froh darüber, eine gewisse Normalität zu spüren. Ich halt sie nur nicht allzu lange aus, sie strengt mich an und meistens wird es mir von einer Sekunde auf die nächste zu viel. 

Worüber ich jedoch sehr froh bin, ist, dass ich einen Mann an meiner Seite habe, der mich wo es geht unterstützt. Er ist einfach da, hält mich aus, baut mich auf, bringt mich zu lachen. Dafür bin ich ihm extrem dankbar!

(Falls unter meinen Lesern Eltern sind, die gern an der Umfrage teilnehmen möchten: Einfach die E-Mail-Adresse in den Kommentaren angeben und ich schicke sie dann zu.)