Freitag, 18. März 2016

Zwischen den Hürden.

Da ist ja jetzt doch Einiges, was wir inzwischen abhaken können: Der positive Test, der Herzschlag, mehrere Blutungen überstanden, das Baby wächst und gestern gab's den Mutterpass. Rechnerisch bin ich heute bei 10+4, also in der 11. Woche. Das Baby war größentechnisch gestern schon drei Tage weiter. Da hat's wohl noch jemand ganz eilig die nächste Hürde zu nehmen und die ersten zwölf Wochen zu überstehen.

Luftsprünge mach ich keine. Ich bin immer noch neidisch, wenn ich andere Schwangere sehe. Ich befinde mich zwar im gleichen Zustand, aber ich bin ein anderes Schwanger. Ich bin nicht dieses Schwanger, bei dem man in den ersten 12 Wochen zwar ein bisschen Schiss hat, dann aber aus dem Gröbsten raus ist. Ich bin nicht das Schwanger, in dem das größte Übel die Übelkeit ist. Ich bin nicht das Schwanger, bei dem feststeht, dass am Ende ein gesundes Kind bei rauskommt. Und ich habe auch momentan stark das Bedürfnis mich da ganz klar abzugrenzen und den Anderen trotzig zu sagen: Nö, ich bin keine von euch! 
Als ich mit Johann schwanger war, hatte ich dieses Zugehörigkeitsgefühl irgendwann (nach der 12. Woche). Die Vorstellung in einer Gruppe schwangerer Frauen zu sitzen (oder auch Frauen, die bereits Kinder haben), erfüllt mich mit Unbehagen. Sie können sich austauschen, Erfahrungen mitteilen, es herrscht irgendwie so ein Konsens. Ich gehöre da nicht hin. Niemand kann mir erzählen, wie es ist, wenn einem eine Chorionzottenbiopsie bevorsteht, wenn man nach Statistiken sucht, die es nicht gibt, wenn man weiß, was einen erwartet, wenn die Ergebnisse nicht wie gewünscht ausfallen, wenn man wieder in die Praxis muss, in der sich das Leben um 180 Grad gedreht hat, wenn man wieder zwischen Test und Ergebnis Tage (Wochen?) in der Leere hängt. Nicht, dass ich einer meiner Freundinnen wünschen würde, sie hätte Ähnliches erlebt. Aber manchmal, besonders jetzt, hätte ich schon gern jemanden, der das alles kennt und der mich an die Hand nehmen kann.

Die Biopsie wird am 6. April sein. Mir graut schon vor dem Eingriff an sich, aber die Fruchtwassseruntersuchung hab ich ja damals auch überstanden. Ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass auch dieses Kind die Genmutation hat und trotzdem hab ich Panik, nicht zuletzt auch vor all den anderen Sachen, die da mit untersucht werden. 

Ich weiß, dass mir viele Menschen gerade Mut machen möchten, mir mitteilen möchten, dass sie fest daran glauben, dass diesmal endlich alles gut wird. Obwohl das sehr lieb gemeint ist, möchte ich es im Moment nicht hören, weil ich immer den Impuls habe zu antworten: Was weißt du schon?

Alles was ich will, ist, dass die nächsten Wochen möglichst schnell vorbei gehen, dass wir auf die Ergebnisse nicht ewig warten müssen und natürlich das Wichtigste: dass das Baby gesund ist. Sollte das so sein, werde ich hoffentlich etwas gelassener in die restliche Schwangerschaft gehen können.