Donnerstag, 7. Januar 2016

Wie man sich selbst auch Geschenke machen kann, die keine sind.

Die letzten Tage waren geprägt von Aufregung, Angst, Ungeduld. 

Vor einigen Tagen hatte ich das Gefühl, schwanger zu sein. Manches fühlte sich anders an, es erinnerte mich an die ersten Schwangerschaftswochen mit Johann und obwohl die Chance auf natürlichem Wege schwanger zu werden gleich null war, machte ich einen Test. Die zweite Linie war da, wenn auch sehr schwach. Schwanger. 
Am selben Tag waren wir auf der Entbindungsstation zu Besuch bei unserer neugeborenen Nichte. Der Test gab mir die Kraft diesen Tag zu überstehen, ohne durchzudrehen. 5 Stunden umgeben von Hochschwangeren und Neugeborenen - für verwaiste Eltern wohl eher ein ein Ort, den man gern vermeiden würde. Zwei Tage später wiederholte ich den Test, immer noch ungläubig. Sollte es tatsächlich ein Wunder geben? Etwas deutlicher als zuvor sah man den zweiten Strich. Ich begann langsam an ein Wunder zu glauben. Daran, dass ich eine der mysteriösen Frauen wäre, von denen immer alle zu erzählen wissen, wenn es um das Thema unerfüllter Kinderwunsch geht. "Jahrelang probiert, adoptiert und plötzlich schwanger!" "Mit dem Kinderwunsch abgeschlossen nach 246572345 Fehlgeburten und plötzlich schwanger!" 
Ich war bereit. Ok, ich bin also doch jemand von den guten Beispielen, von denen man so gern erzählt. (Die, nebenbei bemerkt, eher Panik und Druck auslösen, als ein gutes, hoffnungsvolles Gefühl!) 

Am nächsten Tag dann der Schock: Ich blute. Ja, klar, was auch sonst! Ich naives Ding! Hatte ich doch wirklich angefangen zu hoffen! Als kleines Sahnehäubchen noch eine Schwangerschaftsbotschaft aus dem Freundeskreis an dem Tag. Gefühle, die man nicht beschreiben kann und das unbändige Verlangen, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen oder sonst irgendetwas zu tun, damit man einfach überhaupt nichts mehr spüren muss. Betäubung! Nur für ein paar Stunden, ich möchte nichts mehr fühlen!

Heute, an meinem Geburtstag, habe ich noch einmal getestet. Negativ. 

Danke für diesen Einstieg liebes 2016, ich möchte dich sehr gern überspringen. Ich möchte mich persönlich anlegen mit dem, der hier das Drehbuch schreibt und ihm gern sagen, dass er ein Arschloch ist. 

Und ich frage mich, wie ich jemals Frieden finden soll? Wie ich jemals das Vertrauen in meinen Körper wiederfinde? Wie ich jemals wieder der Mensch sein soll, der ich einmal war? Ich möchte nicht mehr die starke Frau sein, die das alles irgendwie übersteht. Ich verzichte auf all die Komplimente und das Mitgefühl! Ich will jetzt verdammt nochmal mein Glück! Ich will es jetzt! Sofort! Sieben Jahre lang habe ich mehr oder weniger geduldig gewartet. Jetzt ist Schluss! Ich habe es auch verdient, ich weiß das, weil ich schlimmere Menschen als mich kenne, die zehn Kinder haben. Ich bin jetzt dran. ICH! Und niemand sonst!