Freitag, 24. Februar 2017

Ein paar Gedanken.

Puh, ganz schön lange her, dass hier was los war. Ich hatte mir zwischendurch immer mal vorgenommen, etwas zu schreiben, aber irgendwie kam ich dann doch nie dazu und wahrscheinlich gab es auch nicht wirklich etwas zu erzählen. Also naja, eigentlich schon eine ganze Menge über das Leben mit Kind, aber ich weiß gar nicht, ob ich das hier je zum Thema machen wollte.

Der Grund, warum ich heute etwas schreibe: Ich hatte gestern Besuch von einer Freundin und im Gespräch fragte sie mich, wie es mir eigentlich geht in Bezug auf Johann. Das kam so unvermittelt und überraschend, dass mir tatsächlich gar nichts eingefallen ist, was ich darauf hätte antworten können. Es kamen dann auch wieder andere Themen auf, aber nach dem Besuch musste ich noch sehr lange darüber nachdenken. Darüber, warum mich die Frage so überrascht hat, warum ich keine Antwort wusste und was das zu bedeuten hat. Also erstmal, bevor meine Freundin ein schlechtes Gewissen bekommt: Die Frage war total in Ordnung, keine Sorge! ;) Ich fand es dann aber doch ziemlich traurig, dass sie die Einzige war in den letzten Monaten, die mich danach gefragt hat. Das ist auch okay, ich hab ja selber manchmal das Gefühl, dass es dazu nicht mehr viel zu sagen gibt, außer dass er natürlich immer noch fehlt. Ich hab mir den Mund fusselig geredet und Knoten in die Finger getippt, hab gesagt, was ich sagen wollte und was gesagt werden musste. Die Trauer kommt inzwischen auch längst nicht mehr so heftig, wie früher. Es ist jetzt eher so, dass es so eine Grundstimmung in mir gibt, die immer da ist, vielleicht wie eine Glut, die nie ganz ausgeht. Ich muss nicht darüber nachdenken, es ist einfach da. Er ist einfach da. So wie man nicht darüber nachdenkt, dass man jetzt atmen muss, weil man das zum Leben braucht - man macht es einfach, es passiert ganz automatisch. So muss man sich das ungefähr mit Johann vorstellen. Nur selten passiert es mir noch, dass es mich überrumpelt. So wie letztens, als wir eine Serie geschaut haben und es eine Szene in einer Leichenhalle gab. Plötzlich fiel mir ein, dass Johann auch in so einen Schubfach gelegen hat und es traf mich mitten ins Herz. Diese Vorstellung, dass dieses kleine Wesen vom wärmsten Platz, direkt aus der wortwörtlichen Geborgenheit in so einen kalten, gefühllosen Ort umziehen musste, klein und winzig auf dieser Liege lag, die doch für große und alte Körper gemacht ist. Dass er allein war und ich nicht bei ihm sein konnte. 
Ja solche Momente gibt es also auch noch und die hängen mir dann auch noch einige Zeit nach. Aber sie lähmen mich nicht mehr und das ist gut.

Ich freue mich jetzt auf den Frühling, wenn wir Johanns Grab wieder ordentlich machen, wenn die Sonne wieder durch die Bäume scheint und wir ihm frische Blumen bringen können. Wenn wir wieder nachts draußen sitzen können, in den Himmel schauen und mir wieder so ist, als könnte ich ihm dadurch irgendwie näher sein.