Montag, 6. Oktober 2014

Die geheime Mission

Leider ruht das Thema Kinderwunsch momentan etwas. Das hängt vor Allem daran, dass wir unseren Termin bei der Transfusionsmedizin/Immunologie abwarten müssen. Der Termin ist am 11. November und da wird getestet, ob unsere Gene zusammenpassen, oder ob es Kompatibilitätsstörungen gibt. Oder ob mein Körper eventuell Antikörper gegen die Eizellen bildet. Unsere Kinderwunschärztin meinte, dass das alles sehr selten der Fall wäre und sollte tatsächlich etwas nicht stimmen, wäre dennoch alles behandelbar. Wir hoffen einfach, dass nichts gefunden wird und ich auf zusätzliche Medikamente/Behandlungen verzichten kann. Dass die erste IVF nicht geklappt hat, kann ja bei einer Erfolgschance von 30% auch einfach Zufall sein.

Abgesehen von der Kinderwunschbehandlung läuft momentan noch eine andere "geheime Mission". Geheim deshalb, weil wir noch nicht darüber sprechen möchten, bevor nicht alles in Sack und Tüten ist. Aber vielleicht wird es schon bis Ende Oktober spruchreif sein. Ich bin jedenfalls sehr aufgeregt und hoffe ganz sehr, dass alles gut geht. Ihr dürft uns gerne "blind" die Daumen drücken und gespannt sein! 

Ich wollte jedenfalls sagen, dass ich den Blog natürlich nicht vergessen habe, sondern dass es momentan einfach nicht so viel zu erzählen gibt.

Sonntag, 17. August 2014

Fahrt doch mal in den Urlaub...

Eigentlich sollte hier eine Auflistung an Sprüchen stehen, die man so zu hören bekommt in solch einer Situation und die, gelinde ausgedrückt, einfach dumm sind, deprimierend und alles andere als Mut machen. Aber die Auflistung würde wahrscheinlich nur bewirken, dass dann niemand mehr mit Betroffenen reden wollen würde, aus Angst etwas falsches zu sagen. Es gibt wohl einfach Themen, die einfach scheiße sind und zu denen man beim besten Willen nicht das Richtige sagen kann. Ich weiß ja nichtmal selbst, was "das Richtige" überhaupt sein soll. Trotzdem will ich ein bisschen sensibilisieren. 
Jeder, der in einer Beziehung ist, kennt wahrscheinlich die Fragen nach dem Nachwuchs, die zwangsläufig irgendwann kommen. Anfangs fand ich die auch gar nicht schlimm, ich fühlte mich eher geehrt, weil unsere Beziehung wohl den Anschein machte, dass sie bereit für ein Kind wäre. Ist ja erstmal nicht der schlechteste Eindruck. Wenn man sich dann aber irgendwann für ein Kind entscheidet, es aber einfach nicht klappen will, fangen die Fragen an wehzutun. Und die Fragen sind noch die harmlose Variante. Auslöser dafür, dass wir anfingen recht offen über unser Problem zu reden, war für mich eine Situation, als ich unseren frischgeborenen Neffen im Arm hielt und jemand zu mir sagte: "Ja ja, mit fremden Federn schmücken! Macht doch selbst mal eins!" Das ganze sollte wohl scherzhaft wirken und kam auch nicht von jemandem, der mir irgendwie nahe steht. Aber es hat getroffen. Und zwar so richtig. Dazu kam, dass ungefähr alle in unserem Freundeskreis zu der Zeit Babys bekamen. Ich glaube wir waren die ersten, die vor 5 Jahren die Verhütung weggelassen haben. Inzwischen haben alle mindestens ein Kind, wenn nicht zwei. Und bei allen ging es "schneller als gedacht." Auch so ein äääh Tipp: "Ach, das geht schneller als gedacht! man darf sich nur nicht so reinstressen! Schalt doch mal ein bisschen ab, dann klappt's bestimmt! Das ist alles nur eine Kopfsache!" Ach so, ja, entschuldige bitte, ich war wohl falsch informiert, ich dachte nämlich immer, die Gebärmutter und die Eierstöcke säßen im Bauch. Passend dazu der gute Rat, einfach mal in den Urlaub zu fahren, weil "bei uns hat das auch geholfen, die entspannte Situation." Schön, wie soll ich das machen? Soll ich den Urlaub nach meinem unregelmäßigen Zyklus planen? Oder soll ich lieber gleich ein Jahr lang in den Urlaub fahren, in der Hoffnung, dass ich in dem Jahr vielleicht zufällig irgendwann einen Eisprung habe? 
Seit wir offen darüber sprechen, kommen solche Dinge zum Glück nicht mehr so häufig. Dafür hör ich jetzt, dass ich positiv denken muss. Und die Hoffnung nicht aufgeben soll. Ich meine MUSS und SOLL! Nein, ich muss nach 5 Jahren überhaupt nix. Ich möchte gerne die Freiheit haben, mich selber zu bemitleiden und zu denken, dass es einfach nie klappen wird! Was ich wirklich muss, ist, es ab und zu mal rauszulassen und hemmungslos zu heulen, wenn mir danach ist. 

Wusstet ihr eigentlich, dass scheinbar jeder ein Paar kennt, die es jahrelang probieren, sich dann damit abfinden (und meinetwegen adoptieren) und dann plötzlich klappt es doch! Einfach so! Hurra! Wie schön für diese Paare, ehrlich! Aber was daran soll mir bitte helfen? Soll ich jetzt aufgeben, damit es noch klappt? Hinter diesen Geschichten steht für mich einfach überhaupt keine Logik. Es mag sie geben, diese Fälle, ich bin mir sogar sicher, dass es sie gibt. Aber das hat doch mit mir nichts zu tun. Und es macht auch keine Hoffnung. Weil für mich ein Kind einfach ein existenzieller Wunsch ist, den ich nicht einfach ausschalten kann. Ihr könnt doch alle lesen, oder? Jetzt versucht mal bitte, nicht lesen zu können. Geht nicht? Aha, na sowas aber auch!

Das Problem ist, dass all die Ratschläge, Tipps, Geschichten ja tatsächlich nur gut gemeint sind. Und ich bin dankbar, dass ich inzwischen mit so vielen Menschen darüber reden kann und auch gefragt werde, wie es mir geht und wie der momentane Stand der Dinge ist. Und ich möchte auf keinen Fall, dass das anders wird, nur weil jemand Angst hat was Falsches zu sagen. Vieles entsteht ja sicher auch durch Unwissenheit. Deshalb: Fragt! Fragt alles, was ihr wissen wollt! Auch wenn ihr denkt, dass es unangenehm ist. Inzwischen kann ich wahrscheinlich auch schon fast den Facharzt für Gynäkologie machen und nahezu jede Frage beantworten. Und dann kommt es hoffentlich nicht mehr allzu oft vor, dass jemand denkt, zwei Wochen Malle könnten den Hormonhaushalt ausgleichen und für einen Eisprung sorgen.

(Oh, und an meine lieben Freunde: Falls ihr jetzt denkt: "Ohje, das hab ich mal gesagt!",  ich würde euch das niemals übel nehmen. Dafür hab ich euch einfach zu gern!)

Montag, 4. August 2014

5 Jahre - oder ein halbes Jahrzehnt

Ziemlich genau so lange ist es her, seit der Mann und ich uns dafür entschieden haben, die Verhütung wegzulassen. Was war das spannend! Dass meine Zyklen eher unregelmäßig sind, hat mich zwar ein bisschen gewundert, aber nach so vielen Jahren mit der Pille, braucht der Körper vielleicht einfach seine Zeit. Und so kann man sich Zyklus um Zyklus rausreden mit "vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt", aber nach einem halben Jahr wird man irgendwie doch nervös und dann fällt einem ein Satz von der Frauenärztin vor vielen Jahren ein: "Wenn dann Kinderwunsch besteht, sollten wir uns ihren Hormonhaushalt nochmal näher anschauen!"

Ok, Diagnose PCOS und Gelbkörperschwäche. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie scheinen normale Frauenärzte dazu zu neigen, erstmal wahllos Medikamente zu verschreiben, die richtig angewandt zwar eine Schwangerschaft unterstützen können, aber einfach so ("Nehmse das mal in der zweiten Zyklushälfte!") irgendwie gar nichts bringen. Aber man hofft ja trotzdem. Und ist unwissend noch dazu. (Ok, außer das Wissen, was man sich in schlaflosen Nächten ergoogelt hat...)
Der Schritt zum Kinderwunschzentrum kam dann nach einem Jahr und war für mich erstmal sehr erleichternd, weil ich den ganzen Druck und die Last einfach in andere Hände legen konnte und wusste: die können das!

Die ganzen Untersuchungen, Tests usw. erspare ich euch. Es hat gefühlt ein halbes Jahr gedauert, bis wir loslegen konnten mit den ersten Versuchen. Erst wurde mit Tabletten (Clomifen) stimuliert, später dann mit Spritzen (Gonal f). Drei kleine, vom Arzt/von der Ärztin handgezeichnete Herzchen mit Datum daneben, sagten uns, wann der ideale Zeitpunkt für Sex wäre. Bis dahin fand ich das ja alles noch ganz süß. Ich meine, Ärzte die Herzchen zeichnen! Nur die zwei Wochen bis zum Test waren die Hölle. Und es ist nicht etwa so, dass man mit jedem Versuch entspannter wird! Im Gegenteil! Das heißgeliebte Utrogest (Progesteron-Tabletten) sorgt nämlich dafür, dass man sich so schwanger wie nur möglich fühlt. Die Brüste explodieren, der Bauch ist aufgebläht und man sieht aus wie mindestens im 6. Monat, man muss ständig auf Toilette, das Hautbild verändert sich und sowieso zwickt es ständig an den Eierstöcken und der Gebärmutter.... Warte, ich google mal schnell, ob das jetzt ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen ist!

Und dann nach 4 Jahren, kurz vor der Entscheidung jetzt behandlungsmäßig doch noch ein paar Schritte weiter zu gehen, nämlich zu dem, was man im Volksmund als "künstliche Befruchtung" bezeichnet, hab ich ihn! Den ersten positiven Test! Ich bin schwanger! So richtig jetzt! Das zeigt nicht nur der Test zu hause, auch das Kinderwunschzentrum bestätigt das Ergebnis! Die Freunde hält kurz, genau bis zum nächsten Termin zwei Wochen später. Anstatt eines schlagenden Herzens, oder zumindest einer Fruchthülle, sieht man genau: nix! Und auch der Bluttest sagt, dass das hCG nicht gestiegen ist. Ich warte also auf die Blutung, die mein kleines bisschen Hoffnung rausspült. Und sie kommt so schmerzhaft wie nie, als müsste sie mich noch einmal dran erinnern, dass das der schlimmste Moment meines Lebens ist. Was bleibt ist der Gedanke, dass es klappen kann. Aber auch die Angst, so was nochmal zu erleben. Und natürlich die Ungeduld. Es soll weitergehen! Scheiß Stillstand und Warten! Jetzt bloß schnell heiraten und den ganzen bürokratischen Kram erledigen, um ganz schnell die erste IVF machen zu können! 

Das war im September 2013. Geheiratet haben wir im März diesen Jahres und die erste IVF wurde letzte Woche abgeschlossen. So viel zum Thema "ganz schnell"...
Die Details gibts dann demnächst, wenn mich die Schreiblust wieder packt!

Sonntag, 3. August 2014

...Eltern sein dagegen sehr

Wer kennt ihn nicht, diesen unglaublich dämlichen Spruch meist von Menschen ab 50, in leicht süffisantem Unterton. Aber was, wenn es schon an Ersterem scheitert? Wenn man nicht zu denen gehört, deren Kind in einer wundervollen Liebesnacht (vorzugsweise im Urlaub, Entspannung und so, ich komme später darauf zurück, verlasst euch drauf) entsteht. Was, wenn für das eigene Kind fremde Menschen in weißen Kitteln verantwortlich sind. Wenn das Kind nicht aus Liebe entsteht, sondern aus Spritzen, Tabletten, kleinen und großen Eingriffen, mit und ohne Vollnarkose. Wenn das kleine Minileben ca. 40 km weit weg entsteht, während man sich zu hause mit einer Mischung aus Ungeduld, Hoffnung und höllischer Angst versucht die Zeit zu vertreiben.

Was dann ist, das werde ich hier versuchen zu erklären. Ich weiß nicht wie sowas geht, wie man einen Blog macht und so. Aber ich muss es loswerden. Und ich weiß, es gibt andere, denen es ähnlich geht wie mir, denen es vielleicht gut tut, das zu lesen. Und selbst wenn es keiner liest, ein bisschen ist es auch Therapie für mich. Es werden sicher keine journalistisch wertvollen Texte und sicher wird der ein oder andere Rechtschreibfehler dabei sein. Aber darum gehts hier nicht. Es geht darum, dass ich die Schnauze voll habe davon, dass das Thema unerfüllter Kinderwunsch immernoch totgeschwiegen wird. Und wenn darüber gesprochen wird, dann in Foren, in denen ich mich überhaupt nicht wohlfühle. Vielleicht kennt ihr die. Die, bei denen in der Signatur der Nutzer die ganzen (meist erfolglosen) Versuche aufgezählt werden und jeder einen Verlobungs- Hochzeits- Baby-Ticker hat...
Das bin ich nicht. Und auch wenn vielleicht manche schockiert sein werden, aber ich werde hier eventuell mal fiese Dinge schreiben. Gefühle, für die ich mich vielleicht selbst manchmal schäme, die ich aber einfach so empfinde. Wer also nicht ertragen kann, dass ich manchmal alle Schwangeren hasse, der bleibt am besten gleich weg und verschont mich mit moralischen Kommentaren. Je nach Hormondosis, die ich gerade so in mir habe, kann ich vielleicht böse werden. 

Achso, ich heiße Rose und bin 31 Jahre alt. Und das ist mein erster Post.