Mittwoch, 6. April 2016

Kleine Tritte, große Schritte.

Die letzten Wochen waren der Horror. Abgesehen von meiner körperlichen (nein, die Übelkeit hört leider auch diesmal nicht mit der 12. Woche auf), war es doch auch die psychische Verfassung, die mir zu schaffen machte. Insgesamt eine sehr bescheidene Mischung. Die berühmten zwölf Wochen hatte ich schon vor mehr als einer Woche geschafft, aber anstatt wie andere Schwangere aufzuatmen, hab ich nur tief Luft geholt für den heutigen Tag und vor allem für die Zeit danach bis zum Testergebnis.

Als wir heute die Praxis für Pränataldiagnostik betraten, fühlte ich mich schlagartig in den letzten Sommer zurückversetzt und die sehr lange Wartezeit (etwas mehr als 2 Stunden waren es glaub ich) tat ihr Übriges. Der allerschlimmste Moment kam aber, als wir für wenige Minuten allein in dem Behandlungsraum saßen, in dem wir damals die schlechte Nachricht erhielten. Alles erinnerte daran, das Gefühl, mir würde ein ICE Kreise im Kopf fahren, war sofort präsent und ich musste mich wirklich schwer zusammennehmen und die Tränen unterdrücken, weil ich wusste, dass ich nicht mehr aufhören können würde. Zum Glück kam der Arzt recht bald um den Ultraschall zu machen. Zuvor fragte er uns allerdings mehrmals, ob wir die Chorionzottenbiopsie wirklich machen möchten. Wir bejahten das, woraufhin er uns überraschenderweise davon abriet. Da Johann eine Spontanmutation hatte und wir beide genetisch unauffällig seien, wäre die Gefahr einer Komplikation durch die Untersuchung wesentlich höher als die Gefahr, dass diese Mutation noch einmal auftritt, diese wäre nämlich "gleich null". Irgendwie war ich zuerst ganz schön baff und hab mich seltsam gefühlt. Was das bedeutet, wurde mir nur langsam klar, es hat irgendwie gar nicht in meinen Kopf gepasst. Es war ungefähr so, als hätte man mir versucht beizubringen, Bananen wären blau, wo ich doch weiß, dass sie gelb sind. Ich konnte irgendwie nur "Ja, okay, schön." sagen, wohl wenig überzeugend.

Es folgte ein halbstündiger Ultraschall, den wir, wie bei Johann damals auch, auf einem großen Bildschirm mitverfolgen konnten. Wieder so ein Flashback, Tränen unterdrücken! 
Es ist schon erstaunlich, dass man bei einem sieben Zentimeter kleinen Menschlein schon alles so genau erkennen kann. Es wurde wirklich jedes Organ und Körperteil haargenau angeschaut, vermessen, beobachtet, aufgenommen und auch kommentiert. (Manchmal nicht ganz so einfach, denn es war anscheind gerade Spielzeit!) Das Ergebnis unterstrich die Aussage des Arztes nur noch: Ein völlig unauffälliges Baby, besser geht's eigentlich nicht! Also würde eine Chorionzottenbiopsie auch in Hinblick auf andere Chromosomenstörungen überhaupt keinen Sinn ergeben. Jetzt war ich endlich überzeugt. Das Angebot sowohl in der 20. als auch in der 26. Woche noch mal einen solchen Ultraschall machen zu lassen, einfach zur Beruhigung, haben wir trotzdem gerne angenommen.

Unerwartet erleichtert haben wir also heute die Praxis verlassen und nun hoffe ich ganz sehr, dass ich die Schwangerschaft endlich richtig genießen kann. Passend dazu habe ich gestern das erste Mal ein kleines Zappeln im Bauch bemerkt. Wahrscheinlich wollte mir jemand sagen: "Ich bin hier und alles ist in Ordnung! Schau was ich schon kann!" 

Ich weiß, dass uns ganz viele Menschen die Daumen drücken, dass viel an uns gedacht und mitgefiebert wird. Vielen Dank dafür! Ich hab auch in den letzten Wochen unheimlich viele Nachrichten auf sämtlichen"Kanälen" bekommen, die ich noch immer nicht beantwortet habe, was an meinem desolaten Zustand lag. Ich verspreche, dass ich alles beantworten werde in den nächsten zwei Wochen, denn die Übelkeit verringert sich gerade auf ein halbwegs erträgliches Maß und ich hoffe, dass das jetzt auch so bleibt!