Dienstag, 18. April 2017

Körperliche Befindlichkeiten

Ja, ein leidiges Thema, aber es brennt mir auf der Seele und es muss raus, weil ich finde, dass zu wenig darüber gesprochen wird. Wie immer hier, einigermaßen schonungslos, denn es steht mir bis zum Doppelkinn. 

Unzählige Hormonbehandlungen und zwei Schwangerschaften später sitze ich hier, starre auf meinen Bauch und bekomme Wut. Nicht nur, dass mein Körper zu blöd war, das zu können, was für einen Frauenkörper das normalste auf der Welt ist und dafür 1000 Extraeinladungen (und mehrere 1000 Euro, aber lassen wir das!) brauchte. Offensichtlich hat er auch noch nicht bemerkt, dass ich nicht mehr im 7. Monat schwanger bin. Seltsam, ich erinnere mich nämlichen ganz gut an das Ende der Schwangerschaft! 

So. Reden wir über Zahlen: Im Vergleich zu meinem Vorschwangerschaftskörper hab ich 10 Kilo mehr drauf. Die ungefähr sieben Kilo, die ich nach der Geburt von Selma abgenommen habe, sind schon weggerechnet. Seit vier Monaten stagniert das Gewicht und ich wär ja schonmal froh, wenn vorne dran eine 5 stehen würde. Jaja, ich weiß, das liest sich wie ein astreines First World Problem. Ist es aber nicht, denn ich fühle mich furchtbar.

In mir existieren zwei Seiten. Die eine sagt: "Hey, du hast zwei Kinder innerhalb von zwei Jahren bekommen, nen Haufen Hormone geschluckt und gespritzt, musstest ein Kind zu Grabe tragen und außerdem ist die letzte Geburt erst ein halbes Jahr her. Du hast so viel geleistet, jetzt bleib doch mal entspannt, die wenigsten sehen nach einer Schwangerschaft so schnell wieder aus, als wär nix gewesen." 
Und dann kommt die andere Seite, die man mit einem Wutbürger, wie er im Buche steht, vergleichen kann, und brüllt: "Guck mal die an! Und die! Und die! Und die auch! Nach drei Wochen wieder ein flacher Bauch! Wie machen die das? Warum kannst du das nicht? Die fressen halt nicht so viel wie du! Die machen bestimmt mehr Sport, oder haben einfach Glück! Verdammte Scheiße, ich will das auch!" 

Und so sehr ich auf die erste Seite hören will, ich schaff es nicht. Ich bin (selektive Wahrnehmung?) umgeben von Frauen, die ohne etwas zu machen (oder sie geben es nicht zu, keine Ahnung) quasi noch bevor der Wochenfluss versiegt ist, einen Bauch haben, der aussieht wie meiner. Vor drei Jahren. So sehr ich mir einreden will, dass das nicht wichtig wäre, weil es nur diese verkackte sexistische Gesellschaft ist, die suggeriert, man ist nur etwas wert, wenn man in Kleidergröße 36 passt... Oder das andere Extrem, dass man seinen Körper jetzt lieben müsse, weil man ja ein Kind bekommen hat. Mein Kopf weiß, dass das Käse ist. Sogar mein Herz weiß das. Aber irgendwas in mir hadert so sehr mit der neuen Figur. Ich möchte so gern wieder in meine alten Hosen passen, nicht mehr den Bauch einziehen müssen, weil es mir peinlich ist, dass andere mich mit Baby auf dem Arm sehen und denken könnten: "Ui, schon das Nächste unterwegs, na die legt ja schnell nach!" 

Inzwischen hab ich zumindest eingesehen, dass es sinnlos ist, meinen alten Kleidungsstücken nachzutrauern und angefangen sie zu verkaufen. Und ich habe einfach fürs Gefühl zwei neue Jeans gekauft, zwei Nummern größer als früher, aber immerhin passe ich rein, es kneift nichts und es ist kein verdammter Bauchbund mehr dran, wie an den Schwangerschaftshosen, die ich auch in den letzten Wochen noch trug. 

Ach. Was ich übrigens jetzt nicht hören möchte, sind irgendwelche Floskeln, wie "Aber Hauptsache ist doch, dass es dem Kind gut geht!" Ja, natürlich ist das die Hauptsache. Es geht genau genommen auch nur dem zweiten Kind gut, das mal nebenbei. Aber ich finde, es ist auch wichtig, das eigene Wohlbefinden nicht zu ignorieren und auch mal auszusprechen, wenn das eben nicht so ist, wie einem von allen Seiten eingebläut wird, wie es zu sein hat. Ich werde weiterhin neidisch sein auf all die "Also durch's Stillen hab ich ganz schnell wieder abgenommen!" Sprüche. Aber ich seh es auch irgendwie nicht ein, jetzt in einen Fitnesswahn zu verfallen, nur noch halbe Portionen zu essen, oder gar auf mein tägliches Eis im Sommer zu verzichten. Ich finde 1-2 Sportkurse und eine völlig normale (meistens ausgewogene) Ernährung müssen reichen.  Glückwunsch an alle, die sich da krass disziplinieren können, oder einfach nur gutes Genmaterial haben! Ich habe Yoga gemacht, war schwimmen und bei fitdankbaby. Spaß gemacht hat mir alles, aber sichtbar etwas gebracht, hat es nicht. So wenig, dass ich vorgestern einfach mal gegoogelt habe, was eigentlich Fettabsaugen so kostet. 


(Falls sich hier jemand denkt, die Frau spinnt doch! Ja, wahrscheinlich. Aber Danke, ich bin ganz gut darin, mich selbst zu reflektieren, also bitte keine "gut gemeinten" küchenpsychologischen Ratschläge. Echt nicht. Ich komme sonst durch die Tastatur und beiß' euch in die Finger!)