Dienstag, 24. März 2015

Immer Ärger untenrum!

Nach einigem Hickhack bin ich endlich wieder zuhause. Am Freitag hieß es ja, ich bleibe bis Montag. Am Montag hieß es dann: Dienstag. Heute war ich schon ganz zuversichtlich, denn ich war drei volle Tage blutungsfrei, hatte auch sonst keinerlei Beschwerden und wollte einfach nur nach hause. 

Es ist ja mal ganz nett, wenn man sich um absolut gar nichts kümmern muss, das Essen fertig bis ans Bett gebracht wird und der Besuch alle möglichen Leckereien mitbringt. Aber so nach zwei Tagen fängt es an zu nerven. Ich war ja schonmal froh, dass die Schwangerschaftsmüdigkeit mir zumindest zu einigen Nickerchen verholfen hat. Trotzdem wird man irgendwann ganz irre im Kopf. Zumal ich dann seit gestern auch anfing, mir über die Kompetenz des Klinikpersonals Gedanken zu machen. Zuerst bekam ich eine Bettnachbarin. Zu allem Überfluss auch noch eine, die viel Redebedarf hatte, da sie gerade vor einer OP stand und so ihre Zweifel hatte, ob diese Klinik hier die richtige wäre. Ihr Arzt hätte ihr ausdrücklich eine Andere empfohlen, das Arztgespräch im Krankenhaus verlief auch eher suboptimal und die Anästhesistin hatte wohl auch Andeutungen gemacht, dass sie für diese Art der OP vielleicht doch besser woanders hingeht. Ich durfte also daran teilhaben, wie sie verzweifelt Argumente für und wider sammelte und riet ihr, einfach auf ihr Bauchgefühl zu hören. Es endete darin, dass sie sich nur eine Stunde später selbst entließ. Zugegeben, ich hab ihr das mit dem Bauchgefühl geraten, weil ich gerne vermeiden wollte, dass sie sich für das Krankenhaus entscheidet und ich dann den ganzen Nachmittag und Abend mit anhören muss, ob diese Entscheidung jetzt die richtige war oder nicht. Ja, ich bin fies, ich weiß. Kurz darauf bekam ich unerwarteten Besuch von einem Freund, der Arzt in diesem Klinikum ist, allerdings in einer anderen Abteilung. Von ihm hörte ich dann ebenfalls über gewisse Inkompetenzen in diesem Haus. Immerhin schonmal gut zu wissen, dass ich dort wahrscheinlich nicht entbinden werde.

Heute zur Visite wurde mir dann gesagt, dass der Ultraschall morgen wäre, heute dürfe ich ein bisschen im Zimmer rumlaufen und morgen dann auf dem Gang. "Bei der ersten Schwangerschaft muss man ein bisschen vorsichtig sein!", sagte die Oberärztin. Die andere Ärztin, die sich am Freitag so lieb um mich gekümmert hatte, schaute ein wenig irritiert und fragte dann nochmal: "Also die Untersuchung nun heute oder morgen?" Frau Oberärztin bestand auf morgen. Ich war total perplex und hatte direkt einen Kloß im Hals. Leider hab ich in solchen Momenten echt ein Autoritätsproblem. Ich kann Ärzten einfach nicht widersprechen. Dafür hab ich mich dann umso mehr bei meinem Mann darüber aufgeregt, dass jeden Tag ein anderer Arzt kommt und mir jeden Tag gesagt wird: Morgen dann! Und je länger ich darüber nachdachte, umso mehr wollte ich einfach nur noch weg.

Mein Mann kam dann und traf zufällig wieder auf die Ärztin vom Freitag. Als er sie darauf ansprach, lachte sie schon und erklärte sich bereit, später den Ultraschall zu machen und mich zu entlassen. Eine Stunde später saß ich schon in der Untersuchung. Auf dem Ultraschall konnte man ein kleines Hämatom erkennen, nichts Ungewöhnliches und eventuell die Ursache der Blutung. Eine der großen Zysten war bereits ein wenig geschrumpft, der Muttermund sah auch gut aus und dann wurde ich noch einmal belohnt mit einem wundervollen kleinen Wesen, dessen Herzchen ich schlagen sehen konnte. Und nun bin ich ganz verliebt in dieses kleine Ding, dass schon fast wie ein richtiger kleiner Mensch aussah. Zumindest konnte man Kopf und Körper eindeutig erkennen. Es ist einfach nur unglaublich, dass das gerade passiert. Die Vorstellung, dass da ein zweiter Mensch in mir wächst ist zugleich schön und total verstörend. Eigentlich wird mir sogar ein bisschen übel bei dem Gedanken. So richtig begreife ich das nicht. Noch vor ein paar Wochen war da nichts und jetzt ist da ein zweites Miniherz. Ob ich das jemals so richtig kapiere? Ich glaube nicht.

Eine Anekdote zum Thema "Typisch Krankenschwester" möchte ich euch zum Abschluss aber nicht vorenthalten:
Am Wochenende wollte mich meine Schwiegerfamilie besuchen kommen. Sie wussten allerdings nicht so richtig, wo sie genau hin müssen. Okay, ich hatte ausversehen Haus 4 statt Haus 1 gesagt und nun waren sie eben im Haus 4, der HNO-Abteilung. Meine Schwägerin sprach also eine Krankenschwester an, erklärte ihr kurz den Sachverhalt und bekam folgende Antwort:
"Na wennse untenrum was hat, wirdse ja wohl kaum hier liegen!"

Ja, ich hab untenrum was. Und es ist schön!

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