Mittwoch, 11. März 2015

Der schwarze Punkt.

Die drei letzten Tage waren die Hölle. Ich kann nicht mal annähernd ausdrücken, wie es mir ging. Panik würde es wohl am ehesten beschreiben. Innerhalb einer Sekunde folgende Gedanken in meinem Kopf: "Ich merk gar nix mehr. Das wird eh nichts. Brüste tun noch weh. Aber weniger als gestern. Oh Gott, man wird nichts sehen auf dem Ultraschall. Was mach ich dann nur? Muss ich dort anfangen zu heulen? Oder vielleicht sieht man ja doch was. Unwahrscheinlich. Aber eigentlich möglich. Aber immer nur bei Anderen." Nach fünfeinhalb Jahren glaubt man einfach nicht mehr so richtig ans Glück.

Heute morgen war mir direkt noch übler als sonst. Das kam definitiv nicht vom HCG, das kam von der Angst. Und auch ausgerechnet heute mussten wir verhältnismäßig lange warten, bis wir zur Ärztin konnten. Zwischendurch machte mich innerlich alles aggressiv. Jedes Telefonklingeln, jeder lächelnde Mensch, jedes leise Husten und jedes Umblättern der Wartezimmerzeitschriften. Als wir aufgerufen wurden und ich sah, dass wir heute zu meiner (unserer?) Lieblingsärztin konnten (Gemeinschaftspraxis mit Zufallsprinzip), war ich irgendwie innerlich schon ein bisschen erleichtert. Ich hatte innerlich mit mir selbst gewettet, wenn wir heute bei ihr drankämen (die Chancen standen 1:3), wäre alles gut.  Außerdem kann ich ihr schlechte Nachrichten nicht übel nehmen. Meine Nervosität wurde bemerkt und ich durfte direkt zum Ultraschall. 

Und ja, es war tatsächlich etwas zu sehen. Ein kleiner schwarzer Punkt. Zugegeben, ich glaube nur ihn gesehen zu haben. Immerhin war die Ärztin sich sicher und die muss es ja schließlich wissen. Fotografieren lassen wollte sich der schwarze Punkt allerdings nicht so recht. Und er wollte auch noch nicht verraten, ob er vielleicht noch einen zweiten schwarzen Punkt versteckt. Nach dem Ultraschall jedenfalls erst mal große Erleichterung. Der erste Beweis, dass da etwas ist. Ich stehe auf Beweise! 

Auf der Rückfahrt fiel mir dann plötzlich ein, dass ja auch Blut abgenommen wurde und ich eigentlich schon anrufen könnte. Mit einem Mal überkam mich dann doch wieder die Panik. Schwarzer Punkt schön und gut, aber wenn das HCG nicht richtig gestiegen ist, dann war es das! Vor lauter Panik fiel mir am Telefon fast nicht mehr mein Geburtsdatum ein. "Der Wert ist in Ordnung, das HCG ist ausreichend gestiegen." Nochmal Erleichterung. 

Aber warte mal, "in Ordnung", "ausreichend"? Also in einem Arbeitszeugnis wäre das nicht so zufriedenstellend. Ja, da kommt er wieder, der ewige Pessimist und vermiest einem mit seinen dämlichen Zwischenfragen die ganze Freude. 

Wie auch immer, ich gebe mir jetzt ganz viel Mühe, dem Pessimist in mir fiesestens in den Arsch zu treten und dazu streichel ich meinen schwarzen Punkt und hoffe, dass aus dem schwarzen Punkt am Ende kein schwarzes Loch wird.

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