Montag, 14. Dezember 2015

Bergab.

Ich bin euch ja noch das Testergebnis des Bluttestes im Kinderwunschzentrum schuldig: negativ. Ja, das war jetzt keine große Überraschung, aber ich wollte es der Vollständigkeit halber erwähnen.

Es ist im Moment so, dass es eher bergab geht, als bergauf. Die Trauer holt mich nun besonders oft ein und jeder Moment, den ich unbeschwert verbringe, will am Ende des Tages bezahlt werden. Ich verstehe nicht, wie ich diesen Spagat zwischen dem normalen Leben und der Trauer hinbekommen soll. Einfach funktionieren geht nicht mehr und ich möchte das auch nicht mehr. Noch hab ich vielleicht eine Art Sonderstatus, aber irgendwann wird man von mir erwarten, dass ich wieder "normal" bin. Wie früher. Aber es wird niemals wieder wie früher sein, ich bin jetzt für immer eine Mutter, die ihr Kind verloren hat. Verloren ist eigentlich der falsche Ausdruck. Etwas, das man verliert, kann man auch wiederfinden. Wir werden uns nicht wiederfinden, zumindest nicht in diesem Leben. Aber wie soll ich das denn nur aushalten? Ich fange an, mit dem Leben dealen zu wollen. "Ich gäbe dies und jenes her, hätte ich nur meinen Sohn zurück!" Aber das Leben dealt nicht, das Leben knallt hin und du musst akzeptieren.

Am 23.12. ist der letzte Tag im Mutterschutz. Theoretisch müsste ich am 24. wieder anfangen zu arbeiten. Aber wie soll man arbeiten gehen, wenn einem manchmal sogar die Motivation dazu fehlt, sich etwas zu Essen zu machen? Wie soll man vernachlässigten Kindern Stabilität und Sicherheit geben, wenn einem genau das fehlt? Mein Plan ist also ein anderer: Morgen habe ich einen Termin bei meiner Frauenärztin. Ich hoffe sehr darauf, dass sie mir einen Krankenschein gibt. Und dann such ich mir eine Therapeutin, die mir dabei hilft, mich zu verstehen, mich wieder aufzubauen. Das ist die eine Seite des Plans. Die andere ist, dass ich nun doch keine längere Pause mehr möchte, was die Kinderwunschbehandlung angeht. Ja sicher, sie würde mir gut tun. Aber ich merke jetzt schon, wie mein Unterbewusstsein wieder nervös mit den Hufen scharrt, wie es ungeduldig wird, weil es weiter will. Eine Pause ist gut, so lang sie sich wie Urlaub anfühlt, aber das tut sie schon jetzt nicht mehr, eher wie Leerlauf, wie Stillstand und das kann ich wirklich nicht ertragen.


14 Kommentare:

  1. Es tut immer weh deine Zeilen zu lesen, aber es ist sehr hilfreich, um die eigenen kleinen Probleme ins rechte Verhältnis zu setzen. Ich glaube, dass der Austausch mit anderen Betroffenen am ehesten hilft. Zumindest ging es uns so, als wir mit der bisher schwersten Situation unseres Lebens klar kommen mussten. In einem Mikrokosmos, in dem es jedem so geht wie einem selbst, fühlt man sich weniger elend. Und niemand erwartet dort Normalität von einem. Alle wissen ja, wie es ist. Das kann sehr entlasten sein. Zumindest habe ich das so erlebt.
    Ich wünsche dir viel Kraft für den Weg aus der tiefsten Finsternis.

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    1. Danke! Ich habe zu ein paar Betroffenen Kontakt, was mir manchmal hilft, manchmal aber auch noch mehr weh tut. Ich muss den richtigen Mittelweg für mich erst noch finden, aber das kommt sicher noch!

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  2. Ich wünsche dir/euch Jahr alles Glück der Welt und viel Kraft für das erste Weihnachtsfest ohne euren Sohn.
    Ich hoffe, es klappt mit Krankenschein/Therapeutin und du kannst neuen Mut gewinnen.
    Alles Gute!

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  3. Ich habe mir schon seit einiger Zeit für Dich gewünscht das du diesen Weg einer Therapie einschlägst. Du selbst und kein anderer kann von Dir erwarten dass du mit so einer beschissen schweren Situation allein klar kommst. Vor allem ist es auch ein guter Ansatz das du deinen sehnlichsten Wunsch trotz deines traurigen Verlussts nie vergisst. Es wartet auf Dich, das große Glück, dein eigenes kern gesundes süßes Kind. Es wird kommen, geb nicht auf. Du bist einer der stärksten Frauen die ich kenne. Du schafft das !!!?

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    1. Danke! Ja, ich hab schon öfter mit dem Gedanken gespielt und ich denke, das ist der richtige Weg!

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Dein Bauchgefühl hat dir oft geholfen und den Weg gezeigt. Es ist ein Gutes auch weiterhin auf seine eigene Experin zu hören. Eine Therapie?! Wenn nicht jetzt, wann dann! Wenn nicht aus diesem Grund, aus welchem denn? Keine Pause bei der KiWu Behandlung? Wenn es sich richtig für dich anfühlt, dann ist es das auch!

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  6. Hallo ich lese deinen Blog schon lange und bin entsetzt was ihr schon alles durch machen mussest.Aber ihr seit nicht alleine. Es gibt noch tausende die dieses Jahr einen oder gleich mehrere geliebte Menschen verloren haben. Auch die werden das schlimmste Weihnachten erleben müssen.Und genau darum wäre es vielleicht eine Möglichkeit wenn ihr euch einer Selbsthilfegruppe anschließt.Zu einem Therapeuten kannst du trotzdem noch gehen. Leider ist es manchmal schwer einen zufrieden den man vertraut. Aber auch wenn du das nicht hören willst - in dem seelischen tief in dem du dich befindest kannst du nicht schwanger werden. Sicher wirst du total aus dem Häuschen sein wenn der Test positiv ist aber 2 Minuten später beginnt die Angst und sie hört nicht auf. Wird es diesmal gut gehen du hangelst dich von Woche zu Woche. Und dafür musst du fit sein. Glaub mir ich kenne diese Angst zu gut.Und darum warte noch mit einer nächsten Behandlung auch wenn es schwer fällt. Du wärst nicht die erste bei der es zu keiner Schwangerschaft kommt weil der seelische Druck zu groß ist. Meine Cousine hat nach 2 erfolglosen kiwu Behandlungen 2 Kinder adoptiert und ist ein halbes Jahr später auf normalen weg schwanger geworden und dass obwohl die Chance mehr als gering war laut kiwu Zentrum. Vielleicht ist das auch eine Idee für euch. Ein Pflegekind. Das nimmt euch den Druck und gibt dem Kind eine Chance. Es wird dir nicht den Schmerz nehmen aber vielleicht die Sehnsucht. Zum Schluss möchte ich dir und deinem Mann alles erdenklich Gute wünschen.

    P.S. Ich selbst bin nicht gläubig aber eine Freundin und die sagt Gott macht nicht gut oder böses er kann dir aber einen Weg zeigen mit dem bösen besser klar zu kommen. Auch wenn uns dieser Weg nicht immer gleich gefällt.

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    1. Also erstmal zu dem hier: "Du wärst nicht die erste bei der es zu keiner Schwangerschaft kommt weil der seelische Druck zu groß ist." - also der Einfluss der Psyche auf Fruchtbarkeit wird im Allgemeinen dramatisch überschätzt. Diese Anekdoten, wie auch du eine erzählst, sind natürlich eindrucksvoll, aber selten vollständig. Der zeitliche Ablauf mag so gewesen sein, trotzdem kann es andere kausale Zusammenhänge geben.

      Und "so kannst du nicht schwanger werden" - sagt wer? Dass das gerade jetzt kein Spaziergang wäre, geschenkt.
      Wenn das Warten als solches aber eine zusätzliche Belastung bedeutet, ist es kein Vorteil mehr. Ja, es kann manchmal helfen abzuwarten, sich zu fangen und zu stabilisieren. Das muss aber nicht bei jeder so sein und da kennt sich letztlich jeder selbst am besten.
      Natürlich muss man einen solchen Verlust verarbeiten und das dauert. Ziemlich lange. Aber das kann man auch während einer Kinderwunschbehandlung tun. Oder (mit etwas Glück) während einer Schwangerschaft.
      Sicher braucht man dann auch besonders viel Begleitung, Unterstützung und Halt während der Versuche. Aber auch das heißt nicht, dass die Versuche eine größere Belastung sind als eine Pause.

      Ich finde einfach, hier hat die Autorin dieses Blogs einfach das gotverdammte Recht, schlichtheraus alles zu tun, was auch immer ihr gerade gut tut. Scheißegal ob das tausende IVF in Folge sind oder nie wieder eine.

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    2. DANKE! Ich habe dem eigentlich nichts hinzuzufügen.

      Doch, eine Kleinigkeit:
      Es ist wenig hilfreich solche "Ratschläge" mit irgendwelchen zufälligen Beispielen aus dem Bekanntenkreis zu geben. Im Gegenteil, sie lösen noch mehr Unbehagen und Druck aus. "Ich MUSS jetzt entspannt werden!" Wie soll das funktionieren? Und würden Frauen unter großen psychischen Belastungen nicht schwanger werden, wären wir wahrscheinlich alle gar nicht hier.

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  7. An die Vorschreiberin. Ich glaube jeder der etwas negatives mit dem schwanger werden oder schwanger sein erlebt hat schreibt eine andere Lösung und eine andere Geschichte wie sie damit umgegangen ist. Und ja es einzig und allein die Entscheidung der Frau /Paar
    wann der nächste versuch sein soll. Ich sollte auch 3 Monate nach meiner FG warten und habe es nicht gemacht. Ich kann mich bis heute nicht 100% auf meine Tochter einlassen einfach weil ich Angst habe sie wieder zu verlieren. Und dass obwohl ich "nur" eine FG in der 9ten Woche hatte. Das ist meine Geschichte andere haben sowas sicher ganz anders erlebt. Ich möchte der Bloggerin auch nichts vorschreiben. Sollte dies so rüber gekommen sein war es nicht meine Absicht.

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    1. Das Ding ist, ich frage ja nicht nach Lösungen, weil es einfach keine allgemeingültige Lösung gibt. Für die einen mag es passend und hilfreich sein, den Kinderwunsch für eine Weile hintenanzustellen. Für andere muss das aber nicht gelten. Dass eine Fiolgeschwangerschaft mit unfassbar vielen (Verlust)Ängsten verbunden sein wird, ist denke ich nachvollziehbar. Aber ob die Schwangerschaft direkt nach der Totgeburt/Fehlgeburt stattfindet oder ein jahr später, spielt da sicher eine untergeordnete Rolle. Die Ängst sind leider die gleichen.

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    2. Ich zitier jetzt lieber mal en detail, sonst wird's hier chaotisch :).
      "An die Vorschreiberin. Ich glaube jeder der etwas negatives mit dem schwanger werden oder schwanger sein erlebt hat schreibt eine andere Lösung und eine andere Geschichte wie sie damit umgegangen ist. Und ja es einzig und allein die Entscheidung der Frau /Paar
      wann der nächste versuch sein soll."
      Ja. Wieso sagst du mir das? Ging aus meinem Posting nicht hervor, dass ich das bereits so sehe?

      "Ich sollte auch 3 Monate nach meiner FG warten und habe es nicht gemacht. Ich kann mich bis heute nicht 100% auf meine Tochter einlassen einfach weil ich Angst habe sie wieder zu verlieren."
      Das tut mir sehr leid für dich.
      Dennoch: Würdest du echt sagen, es wär besser, du hättest deine Tochter nicht? Wäre es wirklich heilsam für dich, einfach kein Kind zu bekommen?
      Hier gibt's ganz sicher keinen leichten, einfachen, sicheren Ausweg. Jede Handlungsoption ist mit Ängsten behaftet. Das macht nicht einen Weg sinnvoller als den anderen.

      "Und dass obwohl ich "nur" eine FG in der 9ten Woche hatte. Das ist meine Geschichte andere haben sowas sicher ganz anders erlebt. Ich möchte der Bloggerin auch nichts vorschreiben. Sollte dies so rüber gekommen sein war es nicht meine Absicht."
      Naja, du hast geschrieben "so kannst du nicht schwanger werden" und erklärt, warum du es für eine Fehlentscheidung hältst, dass die Autorin keine Pause will. Dazu noch eine nervige Anekdote darüber, dass man sich ja nur den Druck nehmen soll (hast du die ersten Posts in diesem Blog gelesen?) - also sorry, wenn das deine empathischste Leistung ist, dann halt dich in Zukunft lieber zurück, wenn es um sensible Themen geht.

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