Sonntag, 17. August 2014

Fahrt doch mal in den Urlaub...

Eigentlich sollte hier eine Auflistung an Sprüchen stehen, die man so zu hören bekommt in solch einer Situation und die, gelinde ausgedrückt, einfach dumm sind, deprimierend und alles andere als Mut machen. Aber die Auflistung würde wahrscheinlich nur bewirken, dass dann niemand mehr mit Betroffenen reden wollen würde, aus Angst etwas falsches zu sagen. Es gibt wohl einfach Themen, die einfach scheiße sind und zu denen man beim besten Willen nicht das Richtige sagen kann. Ich weiß ja nichtmal selbst, was "das Richtige" überhaupt sein soll. Trotzdem will ich ein bisschen sensibilisieren. 
Jeder, der in einer Beziehung ist, kennt wahrscheinlich die Fragen nach dem Nachwuchs, die zwangsläufig irgendwann kommen. Anfangs fand ich die auch gar nicht schlimm, ich fühlte mich eher geehrt, weil unsere Beziehung wohl den Anschein machte, dass sie bereit für ein Kind wäre. Ist ja erstmal nicht der schlechteste Eindruck. Wenn man sich dann aber irgendwann für ein Kind entscheidet, es aber einfach nicht klappen will, fangen die Fragen an wehzutun. Und die Fragen sind noch die harmlose Variante. Auslöser dafür, dass wir anfingen recht offen über unser Problem zu reden, war für mich eine Situation, als ich unseren frischgeborenen Neffen im Arm hielt und jemand zu mir sagte: "Ja ja, mit fremden Federn schmücken! Macht doch selbst mal eins!" Das ganze sollte wohl scherzhaft wirken und kam auch nicht von jemandem, der mir irgendwie nahe steht. Aber es hat getroffen. Und zwar so richtig. Dazu kam, dass ungefähr alle in unserem Freundeskreis zu der Zeit Babys bekamen. Ich glaube wir waren die ersten, die vor 5 Jahren die Verhütung weggelassen haben. Inzwischen haben alle mindestens ein Kind, wenn nicht zwei. Und bei allen ging es "schneller als gedacht." Auch so ein äääh Tipp: "Ach, das geht schneller als gedacht! man darf sich nur nicht so reinstressen! Schalt doch mal ein bisschen ab, dann klappt's bestimmt! Das ist alles nur eine Kopfsache!" Ach so, ja, entschuldige bitte, ich war wohl falsch informiert, ich dachte nämlich immer, die Gebärmutter und die Eierstöcke säßen im Bauch. Passend dazu der gute Rat, einfach mal in den Urlaub zu fahren, weil "bei uns hat das auch geholfen, die entspannte Situation." Schön, wie soll ich das machen? Soll ich den Urlaub nach meinem unregelmäßigen Zyklus planen? Oder soll ich lieber gleich ein Jahr lang in den Urlaub fahren, in der Hoffnung, dass ich in dem Jahr vielleicht zufällig irgendwann einen Eisprung habe? 
Seit wir offen darüber sprechen, kommen solche Dinge zum Glück nicht mehr so häufig. Dafür hör ich jetzt, dass ich positiv denken muss. Und die Hoffnung nicht aufgeben soll. Ich meine MUSS und SOLL! Nein, ich muss nach 5 Jahren überhaupt nix. Ich möchte gerne die Freiheit haben, mich selber zu bemitleiden und zu denken, dass es einfach nie klappen wird! Was ich wirklich muss, ist, es ab und zu mal rauszulassen und hemmungslos zu heulen, wenn mir danach ist. 

Wusstet ihr eigentlich, dass scheinbar jeder ein Paar kennt, die es jahrelang probieren, sich dann damit abfinden (und meinetwegen adoptieren) und dann plötzlich klappt es doch! Einfach so! Hurra! Wie schön für diese Paare, ehrlich! Aber was daran soll mir bitte helfen? Soll ich jetzt aufgeben, damit es noch klappt? Hinter diesen Geschichten steht für mich einfach überhaupt keine Logik. Es mag sie geben, diese Fälle, ich bin mir sogar sicher, dass es sie gibt. Aber das hat doch mit mir nichts zu tun. Und es macht auch keine Hoffnung. Weil für mich ein Kind einfach ein existenzieller Wunsch ist, den ich nicht einfach ausschalten kann. Ihr könnt doch alle lesen, oder? Jetzt versucht mal bitte, nicht lesen zu können. Geht nicht? Aha, na sowas aber auch!

Das Problem ist, dass all die Ratschläge, Tipps, Geschichten ja tatsächlich nur gut gemeint sind. Und ich bin dankbar, dass ich inzwischen mit so vielen Menschen darüber reden kann und auch gefragt werde, wie es mir geht und wie der momentane Stand der Dinge ist. Und ich möchte auf keinen Fall, dass das anders wird, nur weil jemand Angst hat was Falsches zu sagen. Vieles entsteht ja sicher auch durch Unwissenheit. Deshalb: Fragt! Fragt alles, was ihr wissen wollt! Auch wenn ihr denkt, dass es unangenehm ist. Inzwischen kann ich wahrscheinlich auch schon fast den Facharzt für Gynäkologie machen und nahezu jede Frage beantworten. Und dann kommt es hoffentlich nicht mehr allzu oft vor, dass jemand denkt, zwei Wochen Malle könnten den Hormonhaushalt ausgleichen und für einen Eisprung sorgen.

(Oh, und an meine lieben Freunde: Falls ihr jetzt denkt: "Ohje, das hab ich mal gesagt!",  ich würde euch das niemals übel nehmen. Dafür hab ich euch einfach zu gern!)

5 Kommentare:

  1. Ist denn die Ursache für die Empfängnisprobleme gefunden? Bzw. die Ursache für Gelbkörperschwäche und eventuell fehlenden Eisprung?

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  2. Habe eine Mutter in der Familie, die jahrelang kinderlos blieb und der irgendwann ein Arzt sagte, sie solle darauf achten, dass sie kein Glutamat zu sich nehme. Sie wurde schwanger. Alles Gute, Rose!

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  3. ...Auch Gluten ist dafür bekannt, Unfruchtbarkeit zu verursachen.

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  4. Ich habe lange alles probiert. Wirklich ALLES! Keine Milch, keine Fertigprodukte, glutenfreie Ernährung. Hormone hier, Hormone da. Wenn mir eine gesagt hätte, ich soll nachts bei Vollmond um halb 3 mit meinem Mann auf dem Brunnen am Markplatz vögeln - wir hätten es getan.

    Sorry, aber wenn es so einfach wäre. Iss mal weniger von diesem und weniger von jenem ist genauso toll wie "Fahrt doch mal in den Urlaub!".

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  5. Verständliche Reaktion! Aber wie gesagt, in meiner Familie so passiert.

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