Sonntag, 23. Oktober 2016

Selma

Einige wissen es ja schon und manche fragen sich vielleicht, warum hier in der letzten Zeit so wenig (also eigentlich ja gar nix) los ist und es gibt einen wundervollen Grund dafür, denn seit dem 16.10. ist unsere kleine Tochter Selma auf der Welt und beansprucht unsere volle Aufmerksamkeit!

Nachdem sich die letzten Wochen wie Kaugummi zogen und die Wehwehchen ständig mehr wurden, ist es letztlich doch eine Einleitung geworden. Dass ich es schaffe, sechs Tage über den Termin zu gehen, hätte ich niemals gedacht, war ich doch zu Beginn der Schwangerschaft davon überzeugt, spätestens am Termin einleiten zu lassen, aus purer Angst, auf den letzten Metern könne noch etwas schief gehen. Und es gab Momente in denen ich dachte: Holt mir jetzt das Kind hier raus, oder ich dreh durch! Trotzdem fehlte mir dann doch der Mut, es auszusprechen, wenn die Ärztin im Krankenhaus aller zwei Tage fragte, ob wir uns entschieden hätten. Und so schleppte ich mich irgendwie von Tag zu Tag, bis zum vierten Tag nach dem voraussichtlichen Entbindungstermin, als die Ärztin meinen Muttermund abtastete und sagte: "Da tut sich was! Wir sehen uns sicher heute noch wieder, spätestens morgen!" Das gab mir, zumindest an diesem Freitag, noch einen kleinen Energieschub, der sich dann am Samstag in Frust umwandelte, weil einfach nichts passierte und ich nach der Aussage noch mehr wartete. Als wir also dann am Sonntag wieder zur regulären Untersuchung ins Krankenhaus kamen, war ich genau in der richtigen Stimmung, um die Frage nach einer Einleitung zu bejahen. (Die Ärztin begrüßte uns übrigens mit den Worten: "Also meine Kollegin hätte bestimmt hundert Euro gewettet, dass Sie am Freitag wiederkommen!" - Ich sollte öfter Wettchancen nutzen!) Um 14 Uhr klingelten wir also an der Tür zu den Kreißsälen und ich kam mir ein bisschen seltsam vor bei der Vorstellung, eventuell noch am selben Tag meine Tochter im Arm halten zu können. 

Halb drei hing ich also am Wehentropf und der wirkte auch direkt. Es stellte sich nun die Frage nach Schmerzmitteln. Eine PDA kam für mich nicht in Frage, ich hatte das bei Johann als sehr unangenehm in Erinnerung. Andere Schmerzmittel hätten allerdings die Nebenwirkung gehabt, mich zu "benebeln" und da ein bewusstes Erleben der Geburt helfen kann, das erste Geburtserlebnis zu verarbeiten, konnte ich das also auch ausschließen, ließ mir aber die Option der PDA offen, denn ich wusste ja nicht, was mich noch so erwartete. Die ersten zwei Stunden hab ich als relativ harmlos in Erinnerung. Also ja, es tat schon über die Maßen weh, aber es ließ sich aushalten. Irgendwann sprengte die Hebamme die Fruchtblase und ab da wurde es richtig schlimm. Ich weiß nicht, ob tatsächlich zu diesem Zeitpunkt keine PDA mehr möglich gewesen wäre, ich hab gar nicht gefragt, weil die Vorstellung mich dafür hinzusetzen und still halten zu müssen, mich so abschreckte. Irgendwie dachte ich dann auch, da muss ich jetzt einfach durch. Eine weitere Stunde später (also gefühlt, für auf die Uhr schauen war keine Zeit) fielen die Herztöne plötzlich ab und ich hatte das Gefühl, dass es nicht mehr so recht vorwärts ging. Die Ärztin wurde dann dazu geholt und ich wusste so langsam nicht mehr, woher ich die Kraft eigentlich noch nehmen sollte. Als die Herztöne weiter abnahmen, war mein einziger Gedanke, dass mir noch ein Kind stirbt, wenn ich mich jetzt nicht zusammenreiße. Irgendwann war dann endlich das Köpfchen da, allerdings steckte sie mit ihren Schultern fest, was dann auch nochmal eine Menge Kraft gekostet hat. Und dann lag sie da, schreiend und wunderschön, auf meiner Brust und ich hab gar nicht richtig begreifen können, dass ich da liege, gerade ein Kind geboren habe und dass das wirklich unsere Tochter ist, dieses kleine Bündel auf mir. Alles andere, die Nachgeburt, das Nähen, passierte, ohne dass ich davon groß Notiz nahm. 

Und jetzt ist bereits eine ganze Woche vergangen. Eine Woche voller Glücksgefühle, großer Verliebtheit, Tränen, Überforderung und Schlafmangel. Eine Zeit der ersten Male. Viele erste Male liegen noch vor uns und wir freuen uns darauf, sie mit Selma erleben zu können, Johann dabei immer tief im Herzen.

17 Kommentare:

  1. Ganz herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Töchterchens! :)

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  2. Herzlichen Glückwunsch! Mich freut es wirklich sehr hier von eurer wunderbaren Tochter zu lesen. Ich verfolge deinen Blog schon sehr lange. Genießt die Zeit zusammen! Johann wird euch immer begleiten und besonders gut auf seine kleine Schwester Selma aufpassen

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  3. Still und leise habe ich hier immer mit gelesen und gelitten und gefiebert. Diesem Eintrag entgegen und mir kommen die Tränen und freu mich so unglaublich dass euer kleines Wunder Selma auf die Welt gekommen ist.

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  4. Herzlichen Glückwunsch :-) Mehr Worte fehlen grade :-)

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  5. Du klingst hier ziemlich erschöpft. (ok, keine Überraschung)
    Ich hoffe, du hast genug Unterstützung für diese Zeit.

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  6. Ich wünsche euch ein wundervolles Leben

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  7. Ich freu mich einfach so so unglaublich für euch.
    Ich wünsche euch alles Gute!

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  8. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  9. Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Tochter. Johann wird über euch wachen. Genießt die Zeit auch wenn sie manchmal anstrengend ist. LG und ich hoffe du schreibst weiter ;-)

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  10. Kann gar nicht schreiben, wie sehr ich mich für euch freue.

    Alles Liebe!

    LMB

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  11. Oh, jetzt muss ich beim Frühstück ein paar Tränchen verdrücken.
    Ich freue mich so sehr für euch! Alles alles Liebe!

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  12. Herzlichen Glückwunsch, ich lese hier hin und wieder mit und freue mich so für euch! Und Selma ist ein wunderschöner Name.

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  13. Heute denke ich besonders an euch...

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  14. Alles alles Gute...

    https://youtu.be/jdcGnq56Dv8

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  15. Happy 2-monatiges, Selma :)

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  16. ich freue mich sehr, dass am Ende alles Gut geworden ist.
    Ich hoffe seit über 2 Jahren vergebens und dein Blog hat mir sowohl geholfen als mich auch traurig gemacht. und jetzt bin ich ein wenig neidisch auf dein kleines Wunder.

    habt ein schönes Leben zusammen <3

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  17. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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